Wer einen schönen grünen Rasen möchte, ist im Frühjahr dazu angehalten seinen Rasen zu vertikutieren. Das Wort ist zusammengesetzt aus den englischen Begriffen vertical und cut. Es wird also senkrecht (lotrecht, gerade in die Erde) geschnitten.
Dazu muss man verstehen, dass Gräser senkrechte Wurzeln haben. Und viele der Rasenunkräuter ein waagrechtes Wurzelgeflecht. Durch dieses Anritzen der Erde wird daher Gras nicht geschädigt, das Unkraut jedoch schon. Das Gras wird dadurch „belüftet“, es bekommt wieder gut Platz und kann sich schön entwickeln. Damit es noch besser wächst, wird dazu geraten, nach dem Vertikutieren auch gleich zu düngen.
Doch die Verkettungen sind kompliziert – und der Weg zu einem saftig-grünen Rasen damit noch keinesfalls „a gmahte Wiesn“. So wird dann Löwenzahn, der mit seiner senkrechten Pfahlwurzel dem Vertikutierenden die lange Nase zeigt, eben händisch ausgestochen. Bleiben noch die ausläufertreibenden Pflanzen wie die Gundelrebe oder der Klee, die durch das Vertikutieren gleich noch besser verteilt und verbreitet werden.
Die Lösung für den Rasenfreund: dem Rasendünger ist schon gleich ein passender Unkrautvernichter beigefügt.
Hm. Diese Kette nimmt keinen guten Verlauf. Besorgte Gesichter wegen Bienensterben – und Unkrautvernichter im eigenen Hausgarten? Passt das zusammen?
Für mich passt das nicht. Dazu kommt, dass ich ja gar nichts gegen Blumen im Rasen habe. Schlimmer noch, ich MÖCHTE Veilchen in meinem Garten.
Und finde auch Gänseblümchen lieb. Nicht nur das, ich mag sie sogar in einer Frühlingssuppe, oder als Beigabe in einem Kräutertee….
Nun mag jemand vielleicht nicht gleich soooo der Wildkräuteresser sein – aber es bleibt immer noch die Freude am Anblick, und die Tatsache, dass die eine oder andere Biene Pollen sammeln kommen kann. Oder ein hübscher Schmetterling durch den Garten flattert.
Mit anderen Worten: was, wenn ich gar nicht den rein-grünen Rasen haben muss?
Dann brauche ich nicht vertikutieren.
Auch nicht düngen.
Denn interessanterweise sind in der Natur die buntesten Wiesen die Magerwiesen. Die so genannt werden, weil der Boden eher karg an Nährstoffen ist. Im Gegensatz dazu stehen die Fettwiesen, die eine gute bis sehr gute Nährstoffversorgung haben. Das ist gut für die Landwirtschaft, wenn der Ertrag höher sein soll und mehr Tiere dadurch etwas zu fressen bekommen. Aber in seinem privaten kleinen Garten, wo man gerne eine hübsche bunte Wiese haben möchte, wäre daher nicht düngen tatsächlich eine gute Idee.
Jedoch, ich gebe zu…. wer Blumen in der Wiese möchte, muss damit leben lernen, dass es kein so einheitliches Bild ergibt. Da wächst ein Büschel schneller, dort ist es schattig und Moos beginnt zu wachsen. In trockenen Phasen kann es wieder verdorren und es können dadurch braune Stellen entstehen. Kann sein, dass man dann schon ein wenig hadert – und neidisch auf andere schlossparkähnliche Grünrasen blickt. Doch die Belohnung für das Erdulden dieser optischen Schwachpunkte kommt in Form von Schmetterlingen, Bienen und Hummeln…..
Es ist auch die Angst unbegründet, von nun an alles händisch mit der Sense abmähen zu müssen. Es muss tatsächlich nicht mühsam sein. Man kann trotzdem mit dem Rasenmäher mähen. Für jede Situation – und Schnitthöhe 😉 – finden sich Pflanzen. Sie passen sich an dein Mähverhalten an.
Es gibt dennoch Menschen, für die ein saftig-grüner Rasen das Ziel ist und bleibt. Und auch dafür muss Platz sein. Wenn jemand beim Anblick von Gänseblümchen und Moos einfach nur unglücklich ist und leidet, der wird seinen Weg anders gehen und ohne Vertikutieren nicht sein können. Vielleicht schafft es der eine oder andere sogar ohne die Hilfe von Unkrautvernichtungsmitteln.
Ich persönlich verbringe meine Zeit lieber damit, die Gänseblümchen zu fotografieren.
Schönen Frühlung wünsche ich euch!