Maiglöckchen

Maiglöckchen verraten sich meist schon von weitem durch ihren süßen Duft.

bluete_2610Als Parfum berühmt, aber wegen der Intensität lieber vorsichtig einzusetzen.

Was mich aber auch sehr interessiert, ist die Ähnlichkeit der Maiglöckchen-Blätter mit dem Bärlauch.

gruppe_7432Die Blattform ist dem Bärlauch tatsächlich sehr ähnlich. Beim unachtsamen Hinsehen sogar so sehr, dass ich überrascht bin, dass es nicht öfter zu Vergiftungen durch irrtümliche Maiglöckchenernten kommt.

In den meisten Jahren schützt bereits die Zeit: Bärlauch ist einfach deutlich früher dran. Er ist oft das erste Grün, das aus dem Boden sprießt. Und das in warmen Lagen manchmal schon im Februar  Die Maiglöckchenblätter kommen erst Wochen später. Wie man oben sieht, sind auch schon viele andere Grünpflanzen daneben recht groß.

Doch in Jahren, wo der Winter lange ist und der Frühling nicht und nicht beginnen will – da passiert es, dass die Vegetation „alles auf einmal“ nachholen möchte und sich fast überschlägt. Kaum ist der Bärlauch in bester Pflückreife, schon sind auch die Maiglöckchen zur Stelle.

gemeinsam_1488Auf dem Bild oberhalb sind die Maiglöckchenblätter sogar schon ein gutes Stück größer als der Bärlauch rechts daneben. Das Maiglöckchen ist das Blattpaar mit dem Stängel links von der Mitte, rechts daneben steht eine Gruppe Bärlauch mit einigen dazu gehörigen Blütenknospen. Ein Zeitpunkt, wo man die Blätter durchaus noch ernten würde.

Meine Bilder sind übrigens alle in der Natur aufgenommen und nicht zur besonderen Verschreckung photoshopmäßig zusammengebaut.

Nimm dir ein bisschen Zeit und schauen wir uns gemeinsam die Maiglöckchenblätter einmal näher an.

Bereits ganz junge Maiglöckchenblätter sehen charakteristisch aus.

maigloeckchenjung_1587Sie öffnen sich „stanitzelartig“. Häufig sind es 2 junge Blätter, die ineinander gerollt aus der Erde kommen. Ganz in Bodennähe sieht man ein zusätzliches kleines Blättchen, das fest den Stängel umfasst – und das rötlich gefärbt oder zumindest rötlich gepunktet ist.

blaustich_1593Bei dem linken Blattpaar sieht man noch etwas: die Oberseite hat oftmals einen Blauschimmer. Das ist aber nicht immer so eindeutig und gut zu sehen.

Was meist gut erkennbar ist, das ist eine glänzende Blatt-Unterseite.

unterseite1441Was man auf diesem Bild vielleicht auch erahnen kann, das ist, dass diese Blätter insgesamt kräftig sind. Während sich Bärlauch leicht mit der Hand pflücken lässt, sind diese Blätter schwer abzureißen. Der Stängel, der meist von zwei Blättern gemeinsam gebildet wird, ist hart und recht robust.

Fasst man ein solches Blatt an, so spürt man diese festere Beschaffenheit. Im  ärgsten Zweifel (sollte man sie sowieso stehen lassen) könnte man auch ein Stückchen nachgraben: Maiglöckchen haben einen Wurzelstock, keine Zwiebel.

Maiglöckchen kommen auf trockeneren Standorten vor… trockene Eicheln und Eichenblätter (die von vielen Menschen erkannt werden) zeigen häufig an, dass die Bäume der Umgebung an trockenere Standort angepasste Eichen sind.

maigloeckchen1439Bärlauch hingegen kommt lieber in feuchten Auen oder unter Buchen vor.

Jedoch sind die Übergänge in der Natur fließend – und ich habe Maiglöckchen manchmal unerwartet und „standortfremd“ und sogar Seite an Seite mit Bärlauch gefunden. Oder wie beim zweiten Bild hier im Beitrag, am Fuße einer Buche. Auch ganz falsch.

Vorsicht ist sogar geboten in manchen Au-Standorten, wo man sich doch in Sicherheit wähnt und einen feuchten Standort annimmt. Doch leider…. gibt es zum Beispiel auch in der Wiener Lobau paradoxerweise trockene Standorte, wo der Boden durch Schotter sehr durchlässig ist und rasch abtrocknet. So gibt es dann Maiglöckchenfelder in der Au. Gemein ist das.

So ist es nicht wirklich ratsam dich auf ein einzelnes Merkmal zu verlassen. Du bist aber inzwischen mit einem guten Paket an Merkmalen ausgetattet: Die blau-schimmernde Blattoberseite, die glänzende Blattunterseite, 2 Blätter auf einem Stängel, junge Blätter sind ineinadergerollt, schwer abreißbar, eine rote Blattscheide in Bodennähe, der trockenere Standort…

Nicht jedes Merkmal ist ein „sicheres“ Merkmal!! So sind es zwar mehrheitlich 2 Blätter, aber es kommen auch einzelne Maiglöckchenblätter vor (z.B. im Bild oberhalb, ganz links..).

Um bei deiner Bärlauch-Ernte keine Maiglöckchen dabei zu haben, denke daran:

  • Jede Art von „ineinandergeschachtelten“ Blättern… sind auf jeden Fall niemals Bärlauch.
  • Blätter, die zu zweit einen gemeinsamen Stängel haben… sind auf jeden Fall niemals Bärlauch.
  • Ein Blatt mit einer glänzenden Blattunterseite – ist niemals Bärlauch.
  • Ein Blatt mit einem Blauschimmer auf der Oberseite – ist niemals Bärlauch.
  • Ein rotes kleines Blättchen um den Stängel in Bodennähe – gehört niemals zu einem Bärlauch.
  • Ein kräftiges Blatt, das sich sehr schwer abreißen lässt, lieber stehen lassen.

Es ist ratsam, keine alten (etwa ab der Blütezeit) Blätter vom Bärlauch zu ernten. Alte Bärlauchblätter werden dunkler, härter und grobfaseriger und ähneln den Maiglöckchenblättern mehr. Lässt man diese alten Blätter stehen, kommt man weniger in Gefahr etwas zu verwechseln. Wenn man die Zeit verpasst hat, was solls ;-)… Es gibt ein nächstes Jahr!

Was ist das unterhalb?

feldjung_6364So hoffe ich, dass sich keiner mehr vor den hübschen Maiglöckchen fürchten muss… und du mit großem Vergnügen den freundlichen, angenehm-süßen Duft, der zur Blütezeit weithin zur riechen ist, genießen kannst.

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