Südtirol im Juni 2010
Mir gefallen ja fast alle blühenden Pflanzen, aber ganz besonders lieb, ja richtig herzig finde ich die Teufelskralle. Vorsicht: in unseren Breiten wächst NICHT jene Teufelskralle , die in Apotheken als Leber- und Gallentee zu kaufen ist. Der Tee stammt von einer afrikanischen Art (Harpagophytum procumbens), die zwar den gleichen deutschen (!) Namen trägt - aber nicht mit unserer heimischen Art verwandt ist. Hier geht es also um die "europäische" Teufelskralle, Phyteuma sp., die in die Familie der Glockenblumengewächse gehört. Und gleich ein Bild einer Blüte, die ihrem Namen alle Ehre macht wie ich finde. |
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Was diese Blüte so besonders zart und hübsch macht, sind die
ungewöhnlichen Blütenblätter. Das ganze Gebilde ist ja ein Köpfchen
aus mehreren Blüten, jeder einzelne Bogen ist eine Blüte. Die
Blütenblätter dieser Einzelblüten bleiben an der Spitze länger
verwachsen, während sie am Grunde schon voneinander getrennt sind.
Dadurch entsteht so ein Reifrock-Anblick. Und genau den finde ich so
besonders zart.
Nicht alle Teufelskrallen zeigen so schön die "Kralle" wie die obige Phyteuma orbiculare, ja nicht einmal alle haben die Blüten in Köpfchen vereinigt, sondern haben einen länglichen Blütenstand. Für die genaue Benennung der einzelnen Arten wär noch die Form der Grundblätter wichtig (die ich beim Wandern nicht so beachtet habe. Schlimm genug bei jeder Blume stehen zu bleiben *gg*...)
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... aber sie haben alle ihre Reifröckchen an.. |
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Nach einem Regen können diese zarten Gebilde auch sehr "unordentlich" und überwuzelt aussehen. Und bei "überwuzelt... fällt mir jetzt noch eine alpine Lieblingspflanze ein: der Almrausch. Wundervolle Farbkleckse in der Landschaft.... |
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aber kaum nähert man sich mit dem Fotoapparat... findet man keine "schöne" Blüte, sehen alle irgendwie "überwuzelt" aus... und man geht weiter und meint, dass man beim nächsten vielleicht ein paar fotogene Blüten findet.... Bis man es endlich kapiert: es hat System! Sie sind aus der Nähe nicht "schön".... |
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... und so mit der Zeit beim meditativen Wandern... und beim genaueren Betrachten...dämmert es langsam. Es sind hier Nektarräuber am Werk. Das sind Tiere, die aufgrund ihres Körperbaus nicht in der Lage sind, an den Nektar zu gelangen... aber sehr wohl in der Lage sind, ein Loch in die Blütenröhre zu knabbern... und so den Nektar "stehlen" zu können. "Stehlen" deshalb, weil sie natürlich so nichts zur Bestäubung der Blüte beitragen, wofür eigentlich die Nektar-Belohnung "geplant" gewesen wäre. |
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tja, und kaum weiß man
es... sieht man es eh ganz deutlich, wie an der mittleren Blüte oben. Der
runde braune Fleck.
Aber ich habs irgendwo dann doch noch geschafft... ein Gruppe von Blüten zu finden, die noch nicht ausgeräubert wurde: der Almrausch, die Alpenrose, Rhododendron ferrugineum, in unversehrtem Zustand. |
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