Wir verbinden mit Nebel eine Wetterlage, die sich so manchem schwer aufs Gemüt schlägt, ein bissl trist und traurig macht. Ganz anders ist das zum Beispiel für Pflanzen auf La Palma, einer der kanarischen Inseln. Dort wo die Sonne scheint… und scheint… und scheint Gerade jetzt, so mitten drin in „unserem“ November, wo wir mit dem Nebel gern ein bisschen hadern, möchte ich euch eine andere Sicht der Dinge vorstellen.
Richtigen Regen gibt es sehr selten auf den kanarischen Inseln. Was es aber in ganz bestimmten Lagen praktisch täglich gibt, das sind Wolken- bzw. Nebelphasen, wenn sich die feuchte Meeresluft an Berghängen staut.
Was da grad so über den Bergkamm drüberschwappt, ist die aufgestaute Nebeldecke von der anderen Seite. Die Berge zum linken und rechten Bildrand hin sind höher, nur in diesem mittleren Bereich kann der Nebel über den Kamm drüberstreichen. Genau dort diesen Kamm entlang führt ein Weg – und auf diesem war ich im Nebel spazieren.
Die Nebelschwaden vom oberen Bild ziehen hier über die Pflanzen hinweg…. manchmal kommt die Sonne ein wenig durch, manchmal sind die Schwaden dichter… Es geht gemütlich (und fast eben) dahin und bunte Blüten begleiten den Weg.
Das kam mir alles ganz normal vor. Ich war ja auf einer kanarischen Insel, wo es viele hübsche Pflanzen gibt.
Nur auf dem Rückweg… da dachte ich mir plötzlich… ja, hallo… wo sind die alle hin? Der völlig gleiche Weg… und plötzlich blüht…. „nix“? Okay, da war noch die eine oder andere Blüte zu finden, aber diese ganze Pracht.. die war dahin. Ah, da hängt noch ein letztes Blatt…
Was ist da passiert? Inzwischen hat sich einfach der Nebel aufgelöst, die Sonne scheint… und die Zistrosen haben ihre zarten Blütenblätter abgeworfen. Die Kelchblätter schließen sich fest um den verblühten Rest. Da wird nicht gefackelt. Jetzt heißt es Zumachen und Wasser sparen 😉
Jetzt bin ich neugierig geworden. Die Blüten der Zistrosen sind nicht mehr zu sehen, weil die Blütenblätter abgefallen sind. Finde ich noch andere „Reste“ der bunten Wegbegleiter? Ich finde 😉 Wir sind gewohnt, dass sich die Blüten öffnen, wenn die Sonne scheint. Diese Pericallis sp. hier macht dicht. Zumachen, einrollen. Und lieber auf den nächsten Nebel warten. Erst in seinem Schutz zeigt sie wieder ihre ganze Pracht:
Ich fand das sehr beeindruckend und …. ja, auch überraschend. Hier ist alles ein bisschen „verkehrt“. Andere Bedingungen fördern andere Überlebensstrategien. Hier gibt es wirklich ein paar hübsche Experten, die den Nebel für sich entdeckt haben, als idealen Schutzmantel für die sensible Phase der Blütezeit.
Auch die Insekten sind entsprechend angepasst und summen durch die Nebelschwaden….. ebenfalls dann, wenn die vielen Blumen blühen…
Ich wünsche dir einen schönen restlichen Herbst… und vielleicht auch einmal einen freundlichen Blick auf den Nebel, der auch seine guten Seiten hat –
und einfach ist wie er ist…