Wenn man sich so umschaut in Österreich… dann stehen die größeren Städte an größeren Flüssen, Wien und Linz an der Donau, Graz an der Mur, Innsbruck am Inn, jetzt nur so als Beispiele, – und überhaupt Ortschaften gerne entlang von Gewässern.
Ich selbst schätze mich auch glücklich, weil unser Grundstück an ein kleines Bacherl angrenzt. So ein erholsames nettes Platzerl
Aber nicht nur Siedlungsgebiete liegen gerne in einem Naheverhältnis zu Wasser – auch Wanderwege werden attraktiver und abwechslungsreich, wenn sie an Bächen oder Wasserfällen entlang oder dran vorbei führen.
Ist einfach schön.
Nur manchmal werden wir erinnert, dass es nicht immer so lieblich zugeht in der Natur. Nach einem ordentlichen Schüttregen kann so ein kleines Bacherl zu einem kräftigen Bach werden.
So fordert er gleich mehr Respekt. Schlimm wird es dann, wenn es in größerem Umfang regnet und regnet – und viele solche normalerweise kleine Bäche zu großen Bächen werden, die dann in bereits große Flüsse münden. Wenn dann alles zusammen kommt – und einfach nicht mehr in das Flussbett passt.
Leidvolle Erfahrung mit Überschwemmungskatastrophen hat zu Lösungen geführt. So gibt es auch in Klosterneuburg einen Hochwasserschutz, der seine erste Probe im Jahr 2013 bereits erfolgreich bestanden hat.
Noch eindrucksvoller ist die Hochwasserschutzwand von der anderen Seite
Allerdings… so in etwa wo das einzelne Auto grade fährt – würde der Kierlingbach gerne einmünden. Man kann sich ganz gut vorstellen, dass das nicht gehen wird. Wenn dort eine Öffnung für eine Bacheinmündung wäre, würde das Donau-Wasser HERAUS statt das Kierlingbachwasser hinein münden. Da wird also schlauerweise zugemacht – und für den Kierlingbach heißt es „bitte warten“.
Im Jahr 2013 hatten wir Glück. Während das Donauwasser hinter dem Schutzwall vorbeifloß – und die Schleuse für den Kierlingbach geschlossen blieb, hat es nicht übermäßig viel geregnet.
Aber mulmig war mir schon dabei, zu sehen, dass hier das Wasser aus dem Kierlingtal vor verschlossenen Türen warten musste. Wie lange noch – und das „erlaubte“ Bachbett wird zu klein.
Aber offenbar war das nur für mich „überraschend“. Als Lösung für die „wartenden“ kleinen Bäche sind zahlreiche Rückhaltebecken in Planung.
Ohne diesen Anblick fragt man sich schon wieso so ein kleines Bacherl ein Rückhaltebecken brauchen soll. Aber es kann durchaus einige Tage dauern, bis der Donaupegel so weit sinkt, bis das Wasser wieder abfließen kann. Und je nachdem wieviel es in dieser Zeit regnet…..
Trotzdem verständlich, dass keiner sein schönes Grundstück für so ein „ungeliebtes Retentionsbecken“ opfern möchte. So wandert die Standortsuche für diese Wasserwartehallen immer weiter weg, in immer kleinere Seitentäler und immer kleinere Zubringerbäche. Jetzt haben wir die ein bissl kuriose Situation, dass kleinste Bäche – weit weg vom eigentlichen „Staupunkt“ – mit großen Dämmen versehen werden. Wenn das Bacherl nicht zufällig an einem schönen Wanderweg liegt – geschieht das relativ unbemerkt.
Hier wird gerade ein Damm aufgebaut.
Nach seiner Fertigstellung und Begrünung sieht er dann aus wie auf dem Bild darunter. Der Damm endet mit einer Straße obenauf, etwa in Bildmitte:
Unten kommt das Bacherl in seiner ganzen Größe zum Vorschein. Mehr ist da nicht.
Was aussieht wie der Friedhof der Namenlosen sind Neupflanzungen außerhalb vom Staubecken. Auf der Rückseite vom Staudamm, wo im Sammelbecken für den Fall des Falles das Wasser sich aufstauen darf, wurden Bäume und Sträucher entfernt, damit es zu keinen Verklausungen kommen kann. Über den Damm und rund um das Staubecken führt bei diesem Beispiel eine Straße.
So kann also so ein Rückhaltebecken aussehen. Der neue Wiesenkessel soll wiesenartig bleiben und muss als solche erhalten und gepflegt werden.
Erinnert ein bissl an ein Sportstadion. Würde man die steilen Seitenwände terrassiert anlegen, wärs eine schöne Zuschauertribüne. Es gibt sicher noch viele kreative Ideen für diese Staubecken. Sicher auch solche, die sich in ein Ortsbild integrieren lassen……Vielleicht Gebäude auf Stelzen, für Zwecke, die viel Platz brauchen und trotzdem bei Bedarf geschlossen werden können. Fitness-Center. Einkaufszentrum. Tanzschule. Oder ohne Gebäudeverbauung, als Kletterpark….. Obwohl mir gerade die Idee mit Tribüne und Sommer-Theater gefällt.
Diese Staubecken, die über viele Jahre „nur“ frei gehalten werden müssen, um die seltenen Überflutungsereignisse abzufangen. Sie werden in Seitentälern versteckt und verdrängen dadurch zum Teil ohnehin schon rar werdende intakte Naturstandorte. Ihre Schutzfunktion vor Überschwemmungen macht sie für Ortschaften wertvoll. Für unsere Ballungszentren, die sich – zu nah am Wasser – ballen.
Wenn schon bauen, warum sie nicht „doppelt nützen“ und diese Flächen als Bereicherung sehen lernen und als belebendes Element in den Ortschaften einbauen.
Diese Retentionsbecken sind in ganz Österreich im Entstehen. Und vielleicht hast du dich bei einem deiner Spaziergänge auch schon einmal gewundert, was da wohl gebaggert und gebaut wird.
Weil du vielleicht genau wie ich gerne nah am Wasser an so einem rauschenden Bach entlang spazieren gehst…