Mammutbäume

Als es konkreter wurde, dass wir nach Kalifornien fliegen, war für mich klar, dass ich gerne einen Mammutbaum in möglichst natürlicher Umgebung sehen möchte. Das Hauptziel war unsere Tochter zu besuchen, die zur Zeit ihr Masterstudium in Stanford absolviert. Das ist in Palo Alto, südlich von San Francisco. Das war daher unser Ausgangspunkt.

paloAlto_0385Pflanzenliebhaber wie ich sehen neben dem Schriftzug das Baum-Symbol rechts auf dem Schild. Und gleich dahinter sind zwei „Redwoods“ in Echt zu sehen. Nicht nur Palo Alto, auch die Universität Stanford trägt diesen Baum in ihrem Siegel – und er steht auch für Kalifornien.

Aber für mich braucht er gar nicht so ein gewichtiger Symbolträger sein. Einfach weil es ein ungewöhnlicher Baum ist, wollte ich die Gelegenheit nützen und einen „original-Schauplatz“ sehen – einen natürlichen Lebensraum von Mammutbäumen, wo einzelne Bäume schon vor dem Nullpunkt unserer Zeitrechnung zu wachsen begonnen haben – also seit mehr als 2000 Jahren leben. Sind so groß und berühmt, kann ja nicht schwer sein

Erste Hürde: Es gibt nicht „den“ Mammutbaum – sondern es sind 2 Arten, die in Kalifornien heimisch sind. Die Entfernungen sind groß, mein Aufenthalt begrenzt. Also welchen von beiden soll ich mir aussuchen?

Das eine ist der Küsten-Mammutbaum, Sequoia sempervirens. Im Amerikanischen meist „Redwood“ genannt. Der auch Pate stand für Palo Alto. Der Küsten-Mammutbaum kommt freundlicherweise tatsächlich entlang der Küste von Kalifornien vor.

redwood_9242Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes ist seine Größe bzw. seine Höhe. Schau noch einmal das Bild oben an…. Es passt ganz gut, dass die Bäume rundherum ungefähr dort enden, wo dieser Mammutbaum mit seinen Ästen erst anfängt. Zur Orientierung hilft es zu wissen, dass unsere Waldbäume so etwa 30 bis 40 m hoch werden. Redwoods können rund 100 m erreichen, aktuell ist der höchste 115 m.

Der andere Mammutbaum in Kalifornien ist der „Riesen-Mammutbaum“, Sequoiadendron giganteum, im Amerikanischen „Giant“ genannt. Der Riesen-Mammutbaum kommt auf Berghängen im Landesinneren vor, wo er andere Lebensbedingungen bewältigen muss.  Er wird nicht  ganz  so hoch wie ein Küsten-Mammutbaum, erreicht aber stattlichere Stammdurchmesser.

giant_9713Wie die Fotos bereits verraten…. musste ich mich nicht entscheiden, sondern habe beide besuchen können.

Den höheren, etwas schlankeren Küsten-Mammutbaum habe ich im Muir-Park gesehen, der nur wenige Kilometer nördlich von San Francisco liegt. Die Nadeln der Küsten-Mammutbäume sind länglich und erinnern am ehesten an Eiben.

RedwoodNadeln_9228Zumindest die Nadeln, die man im Schatten und in Bodennähe sehen kann. Zur Spitze hin – also irgendwo in 60, 80 oder 100 m Höhe – werden die Blätter kleiner und anliegend. Sozusagen eine „Sparvariante“, denn immerhin muss das Wasser und Nährstoffe viele Meter hoch transportiert werden. Hab ich gelesen – nicht selbst gesehen ;-).

Küsten-Mammutbäume haben eine unglaubliche Fähigkeit sich auch vegetativ zu vermehren. Sie bilden Stockaussschläge, also neue Triebe neben einem alten Stamm, oder kleine Brutknospen, aus denen auch wieder neue Bäume wachsen können. Auch schon „optisch“ abgestorbenes Holz kann oft noch einmal austreiben und wieder junge Bäume bilden.

So gibt es beim Küsten-Mammutbaum das Phänomen, dass eine Baumgruppe im Kreis steht: der ursprüngliche, alte Baum ist abgestorben und fehlt (vielleicht schon einige hundert Jahre) – aber seine Stockaussschläge haben rund um ihn wieder neue, selbständige Bäume gebildet.

cathedral_9256Das macht das „Kathedralen-Wäldchen“ (Cathedral Grove) zu so einen beeindruckenden Platz. Fotografisch ist das Gefühl nur unzureichend einzufangen, wenn man an der Stelle des ehemaligen Seniors steht.

Der Küsten-Mammutbaum ist nun zwar der schlankere der beiden Mammutbäume, doch so ein Stamm ist noch immer „bildfüllend“ und stattlich.

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Danke für den Ausflug in den Muir-Park.

Die Suche nach dem zweiten, dem Riesen-Mammutbaum führte mich in den Yosemite-Nationalpark. Beiden Mammutbäumen ist gemeinsam, dass ihre Rinde gut schützt vor Schädlingsbefall und vor allem aber auch sehr schwer entflammbar ist. Die Riesen-Mammutbäume sind sogar so gut an Waldbrände angepasst, dass ihre Samen nach einem Feuer besonders gut keimen. Schwarz angekohlte Stämme wie beim Riesen-Mammutbaum im Bild unterhalb sind gar nicht selten zu sehen.

giantGesamt_9657So wie der Stamm der „schlankeren“ Küstenmammutbäume noch immer stattlich ist, ist auch die Größe des „kleineren“ bzw. niedrigeren Riesen-Mammutbaumes ausreichend „herausragend“. Auch hier enden die Bäume des umliegenden Waldes wo sich dieser Baum gerade erst zu entfalten beginnt.

Um Mammutbäume zu fördern, werden in Schutzgebieten wie hier im Mariposa Grove im Yosemite-Nationalpark sogar kleinflächig kontrollierte Feuer gelegt. Das sieht teilweise schon auch ein bissl traurig aus. Aber tatsächlich sind auch ganz junge Bäumchen zu sehen. An denen man die Nadeln betrachten kann. Bei den großen Bäumen bräuchte man ein Fernglas – keine Lupe, wie sie Botaniker sonst gerne dabei haben.

nadeln_9759Die größten und ältesten Exemplare sind mit Namen „personalisiert“. Im Mariposa-Grove wo ich war, sind mehrere der Riesen-Mammutbäume mit solchen Namensschildern versehen. So heißt der älteste Mammutbaum im Mariposa-Grove „Grizzly-Giant“. Im Bild unten siehst du „The Bachelor and Three Graces“…

bachelor_9675Aber auch die jüngeren und kleineren (noch) no-name-Mammutbäume sind beeindruckend. Wenn man ein Stück weiter wandert und nicht nur die größten Attraktionen abhakt, wird man mit schönen Exemplaren belohnt.

jsGiant_9728Die Streichhölzchenbäume rundherum sind nicht besonders dünn, sondern der da ist besonders dick.

Das Wetter wurde dann für Fotos zunehmend ungünstig. Nebelig, und dann auch noch ein leichter Nieselregen. So in Natura war es aber – abgesehen von der ein bissl unerwarteten Kälte –  recht mystisch mit den mächtigen Stämmen im Nebel.

giantFuss_9785Diese Zehen sind wirklich ein super Anblick. Gleich geht er los….

Der Riesen-Mammutbaum zeigt nicht die vegetative Vermehrung über Stockausschläge wie der Küsten-Mammutbaum. Daher stehen diese mächtigen Stämme mehr einzeln. Wenn aber zwei Bäume nahe aneinander wachsen, kann es vorkommen, dass sich im Laufe der Jahrtausende die Wurzeln mehr und mehr überschneiden – und sie beginnen sie gemeinsam zu benützen. Nachfolgend beginnen auch die Stämme langsam ineinander zu wachsen und von unten nach oben zu verschmelzen. Im Anbetracht der starken Barriere nach außen – gegen Schädlinge und Feuer – doch recht erstaunlich. Das berühmte Beispiel dafür ist das „Faithful Couple“, das fotomäßig leider sehr im Nebel verschwunden ist. Aber es gibt auch ein junges Paar, das sich gerade erst zart aneinander annähert….

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Alles Gute – für viele weitere tausend Jahre!

 

 

 

 

 

 

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