Draußen kühl und regnerisch… eine gute Zeit, um die Urlaubsfotos noch einmal zu betrachten. Da war auf Dugi Otok (Kroatien) eine sehr auffällige Blume dabei… und noch nicht die Zeit, um mich „angemessen“ um sie zu kümmern.
„Angemessen“ deshalb, weil sie tatsächlich etwas sehr Besonderes ist. Ich war anfangs begeistert… aber ratlos, was ich da Hübsches vor Augen habe. Erst mit Hilfe von einigen echten Orchideen-Experten habe ich erfahren, dass es eine Varietät einer Bienen-Ragwurz ist, die erst im Jahre 2010 zum ersten Mal beschrieben worden ist (wer genau nachlesen möchte: hier gehts zum thread im Pflanzenbestimmungsforum).
Man gab ihr den Namen Ophrys apifera var. patinata, wegen der schüsselförmigen Unterlippe (im Heft: Berichte aus den Arbeitskreisen Heimische Orchideen 27 (2); 2010).
Dazu muss man wissen, dass die Arten aus der Gattung Ragwurz (Ophrys) allgemein zu starken Spezialisierungen neigen und komplizierte Formen entwickeln, die den unterschiedlichen Bestäubern ein Weibchen vorgaukeln sollen.
So gibt es dann Arten wie die Hummel-Ragwurz, oder Spinnen-Ragwurz, und eben auch die Bienen-Ragwurz. An anderer Stelle auf der Insel Dugi Otok habe ich eine Ragwurz (Ophrys scolopax) gesehen, wo noch gut sehen ist, dass auf der Unterlippe ein vorgewölbtes Baucherl einen Insektenrücken nachahmen soll. Das kann je nach Ophrys-Art mehr oder weniger gewölbt, haarig, braun bis fast schwarz, oder auch violett gefärbt und gemustert sein…
So stark spezialisiert wird gleichzeitig die Auswahl an Bestäubern klein und es klappt nicht immer so perfekt, dass tatsächlich einer angelockt wird.
Das sieht dann unter Umständen nicht gut aus für die Zukunft der extremen Spezialisten. Bevor sich nun eine Pflanze wegen fehlender Bestäuber mit dem Aussterben abfindet, wird aus der Trickkiste die Selbstbestäubung gezaubert. Ich habe nun gelernt, dass es gerade bei den Bienen-Ragwurzen sogar häufig vorkommt, dass der eigene Pollen auf der Narbe landet. Perfekt. Fruchtenwicklung, und das Leben geht weiter. Vielleicht ist ja nächstes Jahr ein passender Bestäuber für eine bessere genetische Durchmischung zu finden.
Nachdem das ganze Haarkleidgedöns und Nachahmung einer Biene oder Fliege nicht geklappt hat – wird es teurer und überflüssiger Aufwand. Kann man eigentlich zum gleichen Preis gleich weglassen. Es kommt zu einer Entwicklung – eigentlich zurück – in eine einfachere Form. So eine blaublütige Inzucht habe ich da also entdeckt.
Mit diesem Wissen, und der nötigen Zeit beim meditativen Betrachten der vorhandenen Fotos… hab ich gesehen, dass ich diese Selbstbestäubung zufällig sogar auf den Bildern habe. Mich schreckt etwas ab, dass bei den Orchideen wegen ihren Sonderformen alles völlig eigene Bezeichnungen hat… und ich habe beschlossen, die Fachausdrücke beiseite zu lassen. Sonst Ende nie 😉
Schau einfach „mit mir mit“. Zuerst auf eine Blüte mit den Pollenpaketen noch in ihrer ursprünglichen Lage, am Beginn der Blütezeit, auf Bestäuber wartend. Achte auf das grüne Gebilde in der Mitte: Unter dem grünen Dacherl sind 2 gelbe Keulen versteckt, mit hübsch geraden Stielen festgemacht.
Vielleicht kennst du schon Bilder von Bienen, die solche Pollen-Hörner aufgeklebt bekommen haben. Normalerweise wird dieses Pollenpaket also einem Bestäuber verpasst.
Wenn aber keiner kommt….
dann biegen sich diese geraden Stielchen, und krümmen sich nach unten… und platzieren das Pollenpaket auf die eigenen Narbe.
Von vorne hab ich es auch auf einem Bild, leider nicht mit guter Schärfe… aber du kennst dich ja jetzt schon aus 😉
Da hab ich also Chancen, dass ich in einem der nächsten Jahre noch welche vorfinde.
Meine starke aber einsame Prinzessin, die sich darauf vorbereitet, wieder völlig neue Wege zu beschreiten.